ETF – Exchange Traded Fund

Im Blogbeitrag zu meinem ersten ETF Sparplan, habe ich euch versprochen, dass es einen Wissensbeitrag zum Thema ETF geben wird. Da ich von einigen Lesern weiß, dass sie sich gerade mit dem Einstieg an der Börse und dem Thema ETF befassen ist es heute soweit. Trotzdem möchte ich jetzt nich stundenlang über dieses Thema schwadronieren, da es bereits auf praktisch allen Finanzblogs ausführlich beleuchtet wurde. Darum gibt es von mir heute kurz und knapp die Basics zum Thema ETF. Für welche ETF ich mich entschieden habe, erfahrt ihr übrigens im oben angesprochenen Post. 😉

Indizes und ETFs

ETF oder auch Exchange Traded Fund, zu deutsch börsengehandelter Fonds, bilden in der Regel einen Index ab. Indizes gibt es wie Sand am Meer, bspw. länderspezifische, länderübergreifende, Europa, Amerika, weltweit, fokussiert auf eine Branche, große oder kleine Unternehmen, Industriestaaten oder Entwicklungsstaaten, Rohstoffe, hohe Dividenden, starkes Wachstum, Value usw. usw. Der Fantasie sind hierbei praktisch keine  Grenzen gesetzt. Hier ein paar Beispiele:

  • Dax – enthält die 30 größten Unternehmen Deutschlands
  • S&P500 – enthält die 500 größten Unternehmen der USA
  • MSCI World – enthält mehr als 1.600 der größten Unternehmen aus Industriestaaten der gesamten Welt
  • NASDAQ 100 – enthält die 100 größten Technologiefirmen der NASDAQ
  • NYSE Arca Gold BUGS – enthält die größten Goldproduzenten der Welt
  • STOXX Global Select Dividend 100 – enthält die dividendenstärksten Aktien Euopas, Nordamerikas, Australiens und Asiens

Gut nun können wir uns erst einmal etwas unter einem Index vorstellen. Was haben aber ETF damit zu tun? Ein ETF versucht einen solchen Index abzubilden. Nicht zu jedem Index gibt es einen ETF. Broker und Banken entscheiden, wo die Nachfrage groß genug ist, es sich lohnt einen ETF zu eröffnen und welche Eigenschaften dieser besitzt. Bevor man sich also einen ETF aussucht, muss man zuerst einmal wissen welchen Index dieser überhaupt abbilden soll.

Replizierungsmethode

Wie bereits erwähnt, versucht ein ETF einen Index abzubilden, zu replizieren. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden, physisch und synthetisch.

Bei der physischen Replikation kauft der ETF tatsächlich die Bestandteile des Index. Hier wird nochmal zwischen vollständiger Replikation und Sampling unterschieden. Ersteres erklärt sich von allein, bei letzterem werden lediglich die Unternehmen aufgenommen, die die Indexentwicklung am stärksten beeinflussen. So kann man bspw. mit lediglich 60% der Unternehmen, trotzdem 90% der Marktentwicklung abdecken. (Diese Zahlen sind hier nur beispielhaft).

Bei der synthetischen Replikation muss der ETF nicht zwingend die Bestandteile des Index enthalten. Er kann theoretisch völlig andere Unternehmen kaufen. Deren Entwicklung ist aber unbedeutend für die Entwicklung des ETFs, da diese mit einem Swappartner gegen die eigentliche Indexentwicklung inkl. aller Dividendenzahlungen getauscht wird. Dafür zahlt der ETF außerdem eine Swapgebühr. Der Vorteil für den ETF hierbei ist, dass er kostensparender und mit geringerem Risiko den Index nachbilden kann und einen geringeren Tracking Error aufweist. Der Nachteil hingegen, dass ein weiterer Akteur ins Spiel kommt und somit ein Kontrahentenrisiko entsteht. Es könnte schließlich passieren, dass der Swap-Partner die Indexentwicklung nicht liefern kann. Damit dies nicht geschieht, verlangen die ETF-Anbieter Sicherheiten.

Tracking Error ist die ungewollte Differenz zwischen der Wertentwicklung des ETF und dessen Index. Dieser kann negativ oder positiv ausfallen.

Ausschüttend oder Thesaurierend?

Hierbei geht es um die Dividenden oder Zinsen die ein ETF von den im ETF gekauften Unternehmen erhält. Sollen diese an die Anteilseigner ausgeschüttet werden oder sollen sie im ETF verbleiben und dessen Wert steigern. Hier kommt es meines Erachtens eher auf die Vorliebe des Investors an, für welche Variante man sich entscheidet.

Mit thesaurierenden Fonds konnte man bisher einen gewissen Steuerstundungseffekt nutzen, da Steuern erst beim Verkauf fällig wurden. Dieser Vorteil wird zwar weiter existieren, aber wesentlich geringer ausfallen mit der ab 2018 gültigen Steuerreform. Mehr Informationen zur Steuerreform inklusive einiger Fallbeispiele könnt ihr auf dem Blog des Finanzwesirs finden. Bei ausschüttenden Fonds werden natürlich sofort Steuern auf den ausgeschütteten Betrag fällig, jedoch kann man sich so mit der Zeit einen passiven Einkommensstrom aufbauen. Nicht zu unterschätzen ist auch der positive mentale Effekt, wenn regelmäßig Geld auf das Konto fließt.

Vorteile von ETFs

Dadurch, dass ETFs einen Index abbilden und somit feste Vorgaben haben, die sich auch technisch umsetzen lassen, ist der Arbeitsaufwand relativ gering. Es braucht keinen teuren Fondsmanager samt riesigem Rechercheteam, das ständig Unternehmen analysiert und bewertet. Der ETF kauft einfach die Unternehmen die in den Index kommen und verkauft diejenigen die aus dem Index ausscheiden. Die Kosten die oftmals als TER (Total Expense Ratio = Gesamtkostenquote) angegeben werden, sind somit wesentlich geringer als bei aktiv gemanagten Fonds.

„Wenn Billionen von Dollar von Wall-Street-Bankern zu horrenden Gebühren verwaltet werden, sind es in der Regel die Manager, die riesige Gewinne einstecken, nicht die Kleinanleger.“

Warren Buffett

Ein weiterer wesentlicher Vorteil ergibt sich durch die breite Diversifikation die mit sehr kleinen Beträgen bereits erreicht werden kann.

Dazu kommt, dass ETFs transparent sind, in der Regel liquide gehandelt werden können und oftmals auch per Sparplan ‚bespart‘ werden können. So kann man sich mit ETFs den Cost Average Effekt zu nutze machen.

Außerdem gelten ETFs als Sondervermögen, dass heißt, sollte eure Bank / Broker pleite gehen, ist das in ETF investierte Geld nicht verloren. Stattdessen ist es vom Vermögen der Bank getrennt und somit vor deren Zugriff oder Gläubigern geschützt.

Nachteile von ETFs

Was ein paar Zeilen weiter oben als Vorteil notiert wurde, kann natürlich auch als Nachteil gesehen werden. Die Diversifikation führt schließlich zwangsweise dazu, dass man weder nur Top Unternehmen noch nur Nieten im Depot hat. Es ergeben sich daher auch „nur“ durchschnittliche bzw. marktähnliche Renditen.

Ähnlich ist es auch bei den Kosten. Zwar sind diese wesentlich geringer als bei aktiv gemanagten Fonds, jedoch fallen sie trotzdem jährlich an, indem die Gebühren aus dem Fondsvolumen entnommen werden. Bei einem Investment in Einzelaktien ist dies nicht der Fall, hier bezahlt man lediglich bei Kauf und Verkauf die üblichen Transaktionsgebühren. Für hohe Investitionssummen kann es daher ratsam sein, eher in Einzelaktien zu investieren.

Kennt ihr noch weitere Vor- und Nachteile? Welche Eigenschaften bevorzugt ihr bei ETFs? Oder investiert ihr lieber in Einzelaktien? Ich freue mich auf eure Kommentare 🙂


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